Warum Gehörbildung wichtig ist und wie du damit anfängst

_{Von Just Rijna von StringKick}

Musik zu lernen ist heute bequemer als je zuvor. Auf YouTube findest du unzählige kostenlose Tutorials und Lektionen, mit denen du fast jeden Song lernen kannst, den du willst. Vergleiche das mal mit dem, was Musiker vor ein paar Jahrzehnten gemacht haben: Sie mussten mühsam herausfinden, wie man einen Song spielt, indem sie eine Schallplatte oder ein Tape immer wieder genau angehört haben. Wir haben es heute eindeutig viel besser!

Aber es gibt auch eine Kehrseite daran, dass YouTube und andere Ressourcen nur ein paar Klicks entfernt sind. Songs nach Gehör zu lernen ist eine großartige Möglichkeit, dein Gehör zu trainieren – und genau das verpassen heute viele Musiker. Und weil es nicht mehr nötig ist, Songs nach Gehör zu lernen, überspringen viele das Gehörtraining komplett.

In diesem Artikel erkläre ich dir, warum das ein Fehler ist. Wir schauen uns zwei Gründe an, warum Gehörtraining wichtig ist, und ich zeige dir, wie du am besten damit anfängst.

Grund 1: Gehörbildung verändert, wie du Musik hörst

Warum magst du die Musik, die du magst? Das ist eine einfache Frage, aber nicht leicht zu beantworten. Die meisten Hörer ohne trainiertes Gehör konzentrieren sich auf die Teile, die leicht zu hören sind, wie Gesang und Gitarrenriffs. Aber wenn du dein Gehör trainierst, kannst du Musik viel detaillierter wahrnehmen. Die wechselnden Harmonien... Wie sich die Melodie entwickelt... Wie eine Basslinie einen Song zum Leben erweckt...

Wenn du lernst, genauer hinzuhören, wirst du deine Lieblingsmusik noch mehr schätzen, weil dir all die Feinheiten auffallen, die sie so großartig machen. Vielleicht fängst du sogar an, Künstler oder Genres zu mögen, die dich vorher nicht angesprochen haben!

Das ist auch einer der vielen Gründe, warum es so wichtig ist, dein Gehör zu schützen. Du willst Musik bis ins kleinste Detail genießen können – heute und auch in vielen Jahren noch. Achte auf Gehörschutz, der speziell für Musiker entwickelt wurde und die Lautstärke reduziert, ohne den Klang zu verfälschen, wie zum Beispiel Minuendo.

Grund 2: Gehörbildung ist entscheidend für deine Entwicklung als Musiker

Viele Musiker erreichen nach ein paar Jahren ein bestimmtes Plateau. Ich höre oft von Gitarristen, die viele Songs spielen können und unterwegs etwas Theorie gelernt haben. Aber irgendwie haben sie nicht das Gefühl, wirklich 'spielen' zu können. Stattdessen haben sie das Gefühl, sich nur zu merken, welche Noten sie spielen müssen, und nie an den Punkt zu kommen, an dem musikalische Ideen einfach fließen.

Was diesen Musiker:innen fehlt, ist eine solide Verbindung zwischen ihren Händen und ihrem musikalischen Kopf. Und genau diese Verbindung entsteht durch Gehörtraining. Während du dein Gehör trainierst, bekommst du immer mehr das Gefühl von Freiheit auf deinem Instrument, um das zu spielen, was du im Kopf hörst. Diese Fähigkeit beeinflusst praktisch jeden Bereich deines Musikmachens – vom Improvisieren bis zum Songwriting. Es ist eines der lohnendsten Dinge, die du als Musiker:in lernen kannst.

Wie du mit Gehörtraining startest

Wir haben jetzt zwei wichtige Gründe besprochen, warum du dein Gehör trainieren solltest. Aber wie fängst du an?

Übung 1:

Schnapp dir deine besten Kopfhörer und such dir einen entspannten Platz zum Sitzen. Drücke jetzt Play bei einem Song, den du liebst, und versuche, wirklich zuzuhören. Lass dich komplett von der Musik einnehmen. Konzentriere dich und frage dich, was du hörst. Wie viele Instrumente hörst du? Such dir eines davon aus. Was spielt es? Versuche, es vom Anfang bis zum Ende des Tracks Note für Note zu verfolgen. Danach mach das Gleiche mit einem anderen Instrument.

Wenn du mit voller Konzentration zuhörst, wirst du garantiert Dinge entdecken, die dir vorher nie aufgefallen sind. Das kannst du immer machen, wenn du Musik hörst: Schenk ihr deine volle Aufmerksamkeit und achte auf jedes kleine Detail.

Übung 2:

Ich empfehle dir den Ansatz, den alle großen Musiker:innen der Musikgeschichte gewählt haben: Lerne Songs nach Gehör. Ich weiß, das kann am Anfang etwas einschüchternd wirken. Der Trick ist, ganz einfach zu starten. Nimm eine Melodie, die du gut kennst, die langsam ist und nicht zu viele Noten hat.

Musiklehrer:innen empfehlen dafür oft Kinderlieder. Aber Kinderlieder sind oft überraschend kompliziert – und ehrlich gesagt nicht besonders inspirierend zu spielen. Stattdessen würde ich Songs mit einfachen Riffs oder Melodien empfehlen.

Beispiele sind:

• Breezeblocks von Alt-J
• Satisfaction von den Rolling Stones
• I Predict a Riot von Kaiser Chiefs

Es gibt viel über das Heraushören eines Songs zu sagen, aber die Grundlagen sind einfach. Hör genau auf den ersten Ton. Singe oder summe diesen Ton. Finde ihn dann auf deinem Instrument. Beim ersten Mal dauert das etwas. Aber du wirst überrascht sein, wie schnell du dich darin verbesserst, wenn du ein paar Wochen übst.

Abschließende Gedanken

Gehörtraining kann deine Art, Musik zu hören, zu schätzen und zu erschaffen, komplett verändern. Es hilft dir, Musik viel detaillierter wahrzunehmen. Außerdem entwickelst du die Fähigkeit, alles zu spielen, was du im Kopf hörst – eine Fähigkeit, die fast jeden Bereich deines Spiels beeinflusst. Kurz gesagt: Gehörtraining kann dir die Tür zu einem bedeutungsvolleren und erfüllenderen musikalischen Weg öffnen. Probier es einfach mal aus!

_{Just Rijna ist der Gründer von StringKick, einer Online-Akademie für Gitarrist:innen. StringKick hilft dir dabei, dein Gehör zu trainieren, Musiktheorie zu lernen und deine Musikalität zu entwickeln – alles mit dem Ziel, deine musikalische Reise spannender und erfüllender zu machen.}