Polyrhythmen erklärt – was du wissen musst!

Erfahre, was Polyrhythmen sind, damit du sie in dein Instrumentaltraining einbauen oder deine Musikkompositionen bereichern kannst.

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polyrhythms

Das Konzept der Polyrhythmen ist ziemlich leicht zu verstehen, aber nicht unbedingt einfach umzusetzen. In diesem Beitrag erkläre ich dir, was Polyrhythmen sind, damit du sie in dein Instrumentalspiel einbauen oder deine Musikkompositionen bereichern kannst. Alles, was du brauchst, ist ein grundlegendes Verständnis von rhythmischer Unterteilung, Beat und Taktart. Also, lass uns direkt loslegen! 

Was ist Polyrhythmik?

Im Grunde ist eine Polyrhythmik die Kombination aus zwei oder mehr verschiedenen Rhythmen, die sich auf denselben Grundpuls beziehen. Sie sind ähnlich wie Cross-Rhythmen, werden aber unterschiedlich unterteilt.

Angenommen, du hast einen 4/4-Takt. Eine rhythmische Schicht nutzt die 4-Schläge-Referenz für diesen Takt, und die zweite teilt denselben 4/4-Takt in 5 Schläge. Das nennt man üblicherweise eine 5-gegen-4- oder 5:4-Polyrhythmik. Wenn beide Rhythmen zusammen gespielt werden, entsteht eine Gesamtphrase, die als eine Einheit wahrgenommen wird. 

Normalerweise basiert einer der gespielten rhythmischen Teile auf einer irrationalen rhythmischen Unterteilung (wie Quintolen) gegen einen anderen, der den Puls in Vielfachen von zwei teilt. Das ist aber nicht zwingend, denn du kannst auch eine Triole gegen eine Quintole spielen (3:5). 

Wie ich schon erwähnt habe, gilt eine Unterteilung von 4:8 nicht als Polyrhythmus. Das liegt daran, dass wir am Ende zwei 4er hätten, die den Takt auf die gleiche Weise teilen. In diesem Fall spricht man von einem Cross-Rhythmus, da du zwei oder mehr Rhythmen mit denselben Unterteilungen übereinanderlegst. 

Polyrhythmus-Beispiele

Aber genug geredet, hören wir mal, wie das klingt. Das folgende Polyrhythmus-Beispiel ist der zusammengesetzte Rhythmus von drei Schlägen gegen zwei (3:2): 

Wie schon erwähnt, kannst du auch andere Unterteilungen kombinieren, zum Beispiel eine 5:4-Polyrhythmik: 

Oder du hast sogar mehrere Schichten von Polyrhythmen wie 5:4:3: 

Jede davon gibt dir ein eigenes rhythmisches Gefühl, dem du folgen kannst. Wende es auf ein Schlagzeug-/Percussion-Pattern oder auf ein melodisches/harmonisches Instrument an: 

Beispiel für eine 4:3-Polyrhythmik im Schlagzeug. Während die Hauptmelodie und die Akkordwechsel auf einer Quintolen-Unterteilung basieren, entsteht insgesamt eine 5:4:3-Polyrhythmik.. 

Wenn du mit Polyrhythmen arbeitest, solltest du dich zuerst auf das gesamte rhythmische Gefühl konzentrieren und darauf aufbauen. Dann solltest du dich von der regulären polyrhythmischen Unterteilung lösen. Lass dich zwar davon beeinflussen, aber geh zu einer natürlicheren rhythmischen Phrasierung über, die sich auf die Instrumente verteilt. 

Was ein Polyrhythmus nicht ist

Obwohl das Konzept ziemlich einfach ist, bin ich auf einige Missverständnisse und Irrtümer zu diesem Thema gestoßen. Damit du Klarheit hast, stelle ich dir hier ein paar Dinge vor, die mir aufgefallen sind: 

1. Wenn du gleichzeitig verschiedene Taktlängen hast, arbeitest du mit Polymetern. Zum Beispiel eine musikalische Phrase auf dem Klavier im 3/4-Takt über 4 Takte, während das Schlagzeug im 4/4-Takt spielt und nach 3 Takten auf die Klavierphrase trifft. 

2. Synkopen sind die Technik, Offbeats zu betonen. Polyrhythmen können Synkopen enthalten, weil durch das Schichten verschiedener Rhythmen ein zusammengesetzter Rhythmus entsteht, der synkopiert klingen kann. 

3. Polyrhythmen sind keine ungeraden Taktarten. Auch wenn du in ungeraden Takten mit Polyrhythmen schreiben kannst, hört man sie häufiger in gängigen musikalischen Kontexten wie 4/4 oder 3/4. 

4. Manchmal findest du den Begriff Kreuzrhythmus im Zusammenhang mit Polyrhythmen. Das Konzept ist hier sehr ähnlich, denn es bedeutet, dass zwei oder mehr ergänzende Rhythmen gleichzeitig gespielt werden. Sie sind aber nicht ganz dasselbe, wie erklärt. Bei Polyrhythmen verwendet mindestens eine der rhythmischen Ebenen eine andere Taktunterteilung.

Können Polyrhythmen auf jedem Instrument gespielt werden?

Du hast diesen Begriff wahrscheinlich am häufigsten bei Schlagzeugern gehört. Tatsächlich kann aber jedes Instrument genutzt werden, um Polyrhythmen zu erzeugen. Die Ausnahme ist, wenn du solo auf einem monophonen Instrument spielst. Aber auch hier gilt: Spielen mindestens zwei monophone Instrumente zusammen, können sie Polyrhythmen erzeugen. Beispiele für Instrumente, bei denen ein einzelner Musiker solo Polyrhythmen spielen kann, sind Klavier, Gitarre oder Schlagzeug. 

Warum sind Polyrhythmen wichtig?

Mehrere Studien in der Musikpsychologie zeigen, dass musikalischer Rhythmus den inneren Körperrhythmus beeinflussen kann (z. B. erhöhte Herzfrequenz). Mit der Zeit passt sich der Körperrhythmus dem äußeren Reiz an. Das zeigt, wie wichtig Rhythmus für unser Hörerlebnis sein kann – und Polyrhythmen sind eine Möglichkeit, noch mehr Frische und Neuheit einzubringen.

Sie können einem Song Tiefe und Unerwartetes verleihen, was dazu beiträgt, emotionale Reaktionen durch Musik auszulösen. Das wird auch in der Musikpsychologie untersucht. Die Theorie von Ebbe und Flut besagt, dass Erregung und emotionale Reaktionen beim Hörer durch ein bestimmtes Merkmal der Musik ausgelöst werden können. Dieses Merkmal verletzt, verzögert oder bestätigt die Erwartungen des Hörers an den weiteren Verlauf der Musik. In diesem Fall durch den Einsatz von Polyrhythmen! 

Polyrhythmen findest du in allen Musikrichtungen, denn sie bringen Spannung in deine Musik und können sogar deine Kreativität anregen. Das Schöne an Polyrhythmen ist, dass sie mit einfachen Mustern wie komplexe rhythmische Strukturen klingen können. Als Instrumentalist oder Komponist solltest du die Fähigkeit, Polyrhythmen zu verstehen und zu spielen, unbedingt entwickeln – ganz egal, welches Musikgenre du studierst. 

Weitere Einsatzmöglichkeiten für Polyrhythmen 

Ein großartiger Effekt, den du beim Spielen mit Polyrhythmen erzeugen kannst, ist die Tempomodulation, auch metrische Modulation genannt. Das Tempo kann moduliert werden, genauso wie du in eine andere Tonart modulieren kannst. Natürlich kannst du das Tempo oder die BPM in einem Songabschnitt erhöhen oder verringern. In diesem Fall kann ein Abschnitt als langsamer oder schneller wahrgenommen werden, auch wenn sich das Tempo eigentlich nicht ändert. Es ist wie eine Illusion, die dir das Gefühl gibt, dass zu einem neuen Tempo gewechselt wurde. Das nennt man eine implizite metrische Modulation

Eine Möglichkeit ist, eine andere rhythmische Unterteilung einzuführen, die im Kontrast zu der vorherigen steht. Du kannst die natürlichen oder erwarteten Akzente von rhythmischen Figuren verschieben, um den Eindruck einer metrischen Modulation zu erzeugen. Im folgenden Beispiel spürst du den Kontrast beim Wechsel zwischen Sechzehntelnoten und Achtelnoten-Triolen mit verschobenem Akzent: 

In diesem Beispiel verschieben wir die Betonung von Achtelnoten-Triolen auf jede 4. Note, statt auf jede 3.. Dabei wird die ganze Zeit der gleiche Grundrhythmus beibehalten.

Wie bereits angedeutet, können auch implizite metrische Modulationen durch das Spielen von Polyrhythmen erreicht werden. Dieses Mittel kann genutzt werden, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln, für Abwechslung zu sorgen oder eine Modulation zu einem neuen Tempo vorzubereiten: 

In diesem Beispiel verwende ich einen 5:4-Polyrhythmus, um den Eindruck zu erwecken, dass das Tempo schneller wird. Kick und Snare in einer Quintolen-Unterteilung und Hi-Hats in einer Vier-Noten-pro-Schlag-Unterteilung.

Fazit

In diesem Beitrag haben wir geklärt, was ein Polyrhythmus ist und was nicht, um Missverständnisse zu vermeiden, die dich beim Musiklernen behindern könnten. Hoffentlich erkennst du jetzt das Potenzial oder fühlst dich sogar inspiriert, Polyrhythmen in deine Übung und Kompositionen einzubauen. Nutze verschiedene Polyrhythmus-Kombinationen, um unerwartete rhythmische Landschaften zu erschaffen oder metrische Modulationen anzudeuten. Das ist nur die Spitze des Eisbergs dessen, was du mit Polyrhythmen machen kannst. Jetzt ist es Zeit, zu experimentieren! 

Über den Autor:

Pedro Murino Almeida ist ein preisgekrönter Komponist mit dem Musikprojekt Follow No One, ein erfahrener Musiker und Musiklehrer. Er betreibt einen Blog namens Beyond Music Theory, der Anfängern bis fortgeschrittenen Musikschülern sowie allen, die mehr über Musiktheorie lernen, sie anwenden und ihre Songwriting- und Musikproduktionsfähigkeiten verbessern möchten, Werkzeuge und Anleitungen bietet. 

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