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So erkennst du Taktarten – nur mit deinem Gehör
Fällt es dir schwer, Taktarten zu unterscheiden? In diesem Artikel erfährst du, wie du Taktarten erkennst – mit einem kurzen Quiz!
Klar, das Internet kann dir sagen, in welcher Taktart ein Song ist. Aber ist es nicht viel befriedigender, es selbst herauszufinden? Hier ist unser Guide, wie du Taktarten erkennst – damit du nicht mehr nach der Antwort googelst, sondern sie auf Reddit diskutierst.
Taktarten sagen dir nicht nur, wie viele Schläge in einen Takt passen – sie bestimmen auch das Gefühl der Musik. Mit diesem Wissen kannst du dich oft einfach auf dein Gehör und den Groove eines Stücks verlassen, um die Taktart herauszufinden.
Hier findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, um Taktarten zu erkennen – mit Beispielen:
Hören wir uns „We Are The Champions“ an.
1. Das große Ganze: Spür den Puls
Fang einfach an – wo sind die betonten Schläge? Denk noch nicht an Zahlen oder Zählen. Beweg dich einfach zur Musik.
Hör auf Bass, Kick oder Snare. Hinweise findest du auch oft in der Melodie oder im Text, die meist zwischen starken und schwachen Silben wechseln. Manchmal spürst du aber auch, dass der Schlag zwischen den Noten landet – ein Zeichen für Synkopen.
Beispiel:
„No time for lo-sers, cuz
We are the Cham-pions”
2. Fülle die Lücken: Spüre die Unterteilungen
Sobald du die starken Schläge gefunden hast, hör darauf, was dazwischen passiert. Die meisten Schläge unterteilen sich in zwei oder drei kleinere Noten. Denk dran: Swing-Rhythmen basieren trotzdem auf Triolen-Unterteilungen, auch wenn die mittlere Note nicht immer gespielt wird.
In „We Are The Champions“ hörst du, wenn du dich auf das Klavier oder das Hi-Hat konzentrierst, drei Noten zwischen jedem Puls.
Du hörst im Vers auch drei Silben pro Schlag:
„I’ve paid my dues,
Time af-ter time…”
(Freddie Mercury spielt mit dem Timing für den Ausdruck, aber wenn er es gerade singen würde, würde der Schlag so fallen.)
Spür in deinen Körper – nickst du gleichmäßig mit dem Kopf (in zwei), oder wiegst du dich mit einem Triolen-Gefühl von Seite zu Seite (in drei)?
Bis jetzt hast du es schon eingegrenzt:
- Wenn sich jeder Schlag in zwei unterteilt, ist es ein einfacher Takt – die Schlageinheit ist meist eine Viertel- oder halbe Note (untere Zahl 2 oder 4).
- Wenn sich jeder Schlag in drei unterteilt, ist es ein zusammengesetzter Takt – jeder Puls entspricht einer punktierten Viertelnote (untere Zahl 8).
3. Feinabstimmung: Spüre das Zählen
Zoom jetzt auf die starken Schläge und achte darauf, welche sich stärker anfühlen. Diese „Schlag-Hierarchie“ zeigt dir, ob das Stück im Zwei-, Drei- oder Vierertakt ist:
Zweiertakt (zwei Schläge pro Takt): STARK – schwach
Dreiertakt (drei Schläge pro Takt): STARK – schwach – schwach
Viertakt (vier Schläge pro Takt): STARK – schwach – weniger stark – schwach
Diese Hierarchie hilft auch, 6/8 (zusammengesetzter Zweiertakt) von einem schnellen 3/4 (einfacher Dreiertakt) zu unterscheiden. Wie wir in diesem Artikel besprechen, können sich beide ähnlich anhören. Entscheidend ist, ob sich die Gruppierung wie „EINS-und-a ZWEI-und-a“ (Zweier) oder „EINS-zwei-drei EINS-zwei-drei“ (Dreier) anfühlt.
Wenn du unsicher bist, vor allem zwischen 2/4 und 4/4, suche nach weiteren Hinweisen:
- In Pop und Rock achte auf den Backbeat. Im 4/4-Takt schlägt die Snare meist auf die Zählzeiten 2 und 4 – und Drum-Fills lösen sich oft am Ende des Takts auf und betonen die 1.
- Achte auf die Phrasierung. Wo endet jede musikalische Idee oder Textzeile? Die meisten Phrasen westlicher Musik passen natürlich in zwei oder vier Takte.
Hör dir zum Beispiel Beethovens Mondscheinsonate an
Der erste Satz dieses Stücks ist im 4/4-Takt (Viervierteltakt) geschrieben, obwohl der gleichmäßige Triolettrhythmus oft den Eindruck von 12/8 vermittelt. Auch ohne die Noten zu lesen, hörst du das im Fluss des Musters der rechten Hand:
- Die Bassnoten der linken Hand markieren einen Impuls pro Schlag – vier Schläge pro Takt.
- Die rechte Hand wiederholt eine Triolettfigur über jeden Schlag und erzeugt so diese verträumte, rollende Bewegung.
- Da jedes Triolett gleichmäßig in die vier Schläge des Takts passt, bleibt der zugrunde liegende Takt ein einfacher Vierertakt (4/4), nicht ein zusammengesetzter (12/8).
Auch wenn sich der Rhythmus wie Wellen von zwölf anfühlt, bleibt die Notation – und Beethovens Absicht – im 4/4-Takt verankert.
Kehren wir jetzt zu „We Are The Champions“ zurück und markieren die stärkeren Impulse:
No time for lo-sers, cuz
We are the Cham-pi-ons
Diese stärkeren Schläge passen zu Gitarrenakzenten, Crashbecken und harmonischen Wechseln.
Dieses STARK–schwach–STARK–schwach-Muster schließt einen Dreiertakt aus. Die verbleibende Frage ist, ob sich der dritte Schlag genauso stark anfühlt wie der erste. Wenn du versuchst, ihn weniger zu betonen, wirkt die Phrase unnatürlich – besonders beim Singen von „Champions“. Den Song in zwei zu fühlen, mit einer fließenden, pendelartigen Bewegung, passt viel besser. Das bestätigt das Gefühl eines zusammengesetzten Zweiertakts (6/8).
Fazit
Mit dem Gehör hast du festgestellt, dass „We Are The Champions“ im zusammengesetzten Zweiertakt steht – das heißt, die Taktart ist 6/8.
Letztlich geht es bei Taktarten nicht nur ums Zählen – sie spiegeln wider, wie sich Musik anfühlt und atmet. Vertraue beim Spielen oder Analysieren auf dein Gehör und dein Gefühl. Die Taktart zu verstehen hilft dir einfach, noch tiefer mit dem Rhythmus in Verbindung zu treten.
Danke, dass du „Wie du Taktarten mit dem Gehör erkennst“ gelesen hast. Hör weiter zu, probier weiter aus und übe fleißig!

